Ein Jäger in Missouri erlegte mit Pfeil und Bogen einen bei vielen beliebten Albino-Hirsch. Seine Entschuldigung: Das seltene Tier wäre ohnehin bald gestorben.

Der Jäger Jerry Kinnaman posiert mit seiner Beute, einem Albino-Hirsch.
Das traurige Ende eines stolzen, vielen Menschen bekannten Tiers.
Jerry Kinnaman konnte es nicht lassen. So wie Kapitän Ahab im berühmten Roman «Moby Dick» dem gleichnamigen weissen Wal nachsetzte, war der Jäger aus dem US-Staat Missouri besessen von einem weissen Hirsch.
«Ich verfolge diesen Hirsch seit Jahren», gestand Kinnaman auf seiner Facebook-Seite. Am Morgen des Dienstag letzter Woche spannte er im Bezirk Cape Girardeau seinen Bogen und richtete ihn auf das Albino-Tier. Vom Pfeil in der Brust getroffen, kippte der Hirsch tot um.
Dann lud Kinnaman Fotos seiner Trophäe auf Facebook. Auf einem hängt dem toten Hirsch die Zunge seitlich aus dem Maul, auf dem anderen hält der Jäger das Zehnender-Geweih hoch. Sein Kommentar dazu: «Nicht mein grösster Bock, aber mit 7 ½ Jahren könnte er mein ältester sein. Das Bashing kann beginnen!»
Provokativer Abschuss
Und das tat es auch. Jägerkollegen gratulierten ihm zwar. Doch die Verurteilungen waren schlimm. Er habe Todesdrohungen erhalten, sagte Kinnaman der «Washington Post». «Am Computer äussern sich alle heftig», sagte er. «Doch das ist einfach, denn sie wissen, dass ihnen nichts passieren wird.»
Als Rechtfertigung für den Abschuss führt Kinnaman auf Facebook das Alter des Tiers an. «Nachdem ich das Tier vollständig ausgenommen habe, kann ich sagen: Es hatte KEIN FETT am Leib für den Winter. Es war extrem mager. Es wurde früher schon einmal angeschossen. Und seine Zähne fehlten fast vollständig.»
Hirsch sei ausgezehrt gewesen
Der Jäger nimmt für sich in Anspruch, dem Hirsch einen Gnadenschuss gegeben zu haben. «Er wäre diesen Winter elend gestorben», vermutet Kinnaman. Inzwischen hat er das örtliche Wildschutzdepartement von Missouri kontaktiert. Dort habe man ihm versichert, der Abschuss sei legal gewesen. Angeblich erwägt Kinnaman, die ausgestopfte Trophäe dem Naturzentrum zu schenken.
Viele Menschen wussten von dem weissen Hirsch. Nach der Lokalzeitung «Southeast Missourian» war der Albino der bekannteste Hirsch von Cape Girardeau. «Er war auffallend, feenhaft, er hatte eine bizarre Eleganz, die ihn zu einer lokalen Berühmtheit machte.»
Landbesitzer hatte genug
Wie andere Jäger machte auch Kinnaman anfangs einen Bogen um das weisse Tier. Er habe es aus Zuneigung geschont, sagte er der Zeitung. «Vor ein paar Jahren liess mich ein Freund auf seinem Land jagen. Da fragte ich ihn: Er sagte: Ja – weil er so schön ist.»
Doch das habe sich unlängst geändert, sagt Kinnaman. Der Freund hatte genug davon, dass Menschen sein Land betraten, um den Hirsch zu sehen. Deshalb habe er sich an ihn gewandt und ihm gesagt: «Ich will, dass du diesen Hirsch erlegst.» Reue empfinde er keine, sagt Kinnaman. «Ich gab ihm einen fairen Schuss. Er hatte ein gutes Leben.»